LUDWIGSBURG
Benefizkonzert: Stars singen für David Hanselmann
Seit Wochen ausverkauft, die Liste der Musiker ein "Who is who" der Szene: Freunde, Musiker und Fans, sie alle kamen zum "Concert for David Hanselmann" und erlebten einen besonderen Abend.
BETTINA NOWAKOWSKI | 03.06.2015
Seit er ein kleiner Junge war, gab es nur eines, was für ihn sein Lebensinhalt war: Musik machen. David Hanselmann gehört zur Musikszene wie die Noten zu einem Song. Letztes Jahr änderte sich alles: Mit Wasser in der Lunge kam er ins Krankenhaus, dann die Diagnose: Herzinsuffizienz, Operation mit Defibrillator und Stent, entzündete Mandeln und die Entdeckung eines bösartigen Tumors. Es folgten 32 Tage Bestrahlungen, 25 Kilo Gewichtsverlust.
Und trotzdem stand David Hanselmann am Montagabend auf der Bühne, zusammen mit Matthias Holtmann, der an Parkinson erkrankt ist, und begrüßte im ausverkauften Louis-Bührer-Saal das Publikum zu einem außergewöhnlichen Konzertabend, der ausschließlich ihm gewidmet ist. "Der Tumor ist weg, darüber bin ich sehr glücklich", so David Hanselmann. Um dann mit seiner Band "Risk" auf die Bühne zu gehen und zu singen, so kraftvoll und intensiv wie vor seiner Erkrankung, dass man es kaum glauben mag.
Es war der erste von vielen Höhepunkten dieses Benefizkonzerts, das einen abwechslungsreichen Querschnitt durch die namhafte Musikszene bot. "Coloured Grey" eröffneten den Abend, der von Matthias Holtmann humorvoll moderiert wurde. Zwischen den Auftritten der Künstler amüsierte er das Publikum mit seinen Interpretationen von Popsongs. Nach Hanselmann und "Risk" betrat "Pur" die Bühne.
In kleiner Besetzung hatten Hartmut Engler, Ingo Reidl, Martin Ansel und Cherry Gehring den für diesen Abend Motto gebenden Song dabei: "Wozu sind denn schließlich Freunde da". Wommy Wonder nahm mit "You've got A friend" das Thema wieder auf. Es folgte Paul Vincent mit Band, der das Publikum mit seiner Interpretation von "Come Together" zum Rocken brachte. "Wir alle lieben und schätzen David, danke an euch für eure Solidarität", so Paul Vincent zum Publikum, das es längst nicht mehr auf seinen Sitzen hielt.
Die Reaktionen in der Pause waren einhellig: "Sagenhaftes Konzert", "unglaublich, wie David singen kann trotz allem", "tolle Atmosphäre".
Eine Stunde später als geplant ging es im zweiten Teil mit "Mad Chick Of Soul" und Markus Zimmermann weiter. Ihnen folgte eine Band, von der "der meist gewünschte Song in den Karaoke-Bars der Welt" stammt: "Fools Garden", vertreten durch Peter Freudenthaler und Gabriel Holz, präsentierten ihren Welthit "Lemon Tree". Mit dem Sieger der letzten Staffel von "The Voice of Germany" und dem eigentlichen Gewinner des Eurovision Song Contests, den er - laut Matthias Holtmann - "mit Recht" nicht antrat, kam mit Andreas Kümmert ein weiterer Höhepunkt des Abends auf die Bühne. Seine Interpretation von Leonard Cohens "Halleluja" sorgte für Gänsehaut.
Für Zugaben reichte die Zeit nicht mehr und so wurde das große Finale von der "All Stars Band", unter anderem mit Norisha Campbell, Talent aus der dritten Staffel von "The Voice of Germany", Hardrocker Michael Voss und Vitek Spacek, eingeläutet. Spontan gesellte sich auch David Hanselmann noch einmal gesanglich dazu. Kurz vor Mitternacht endete dann ein wirklich grandioser Konzertabend in tosendem Applaus und mit stehenden Ovationen.
Ein Ereignis, dem trotz ernsthaften Anlasses jede Gefühlssentimentalität fehlte, der aber gerade dadurch deutlich machte: David Hanselmann gehörte aller Respekt und alle Wertschätzung, sowohl von seinen Musikerfreunden als auch von seinen Fans.
Stimmen, Backstage eingefangen: Was die Künstler dazu bewogen hat, das Benefizkonzert für Hanselmann zu unterstützen
David Hanselmann: "Für mich ist es schwierig, heute mal auf der anderen Seite zu stehen. Sonst habe ich ja immer Benefizkonzerte für andere gemacht. Zu allen Musikern habe ich einen persönlichen Bezug. Sie und das Publikum haben den Abend für mich zu etwas ganz Besonderem gemacht."
Matthias Holtmann: "Dieser Abend hat das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden. Es ist sehr emotional für mich, aber auch notwendig. Hätte ich heute einen anderen Termin gehabt, ich hätte ihn auf jeden Fall abgesagt. Der Anlass ist sehr traurig, aber der Abend selbst ist lustig."
Hartmut Engler, "Pur": "Es ist toll für David, was hier auf die Beine gestellt wurde. Wir hoffen, dass es ihm hilft."
Ingo Reidl, "Pur": "Mit David verbinden uns schon über 30 Jahre, über zehn davon hat er bei 'Pur' mitgesungen. Der Auftritt hier ist für uns ein echter Freundschaftsdienst."
Martin Ansel, "Pur": "Der David ist ein ganz lieber Kerl und ist in einer blöden Lage, in die jeder kommen kann. Es ist für uns keine Pflicht, ihm zu helfen, sondern eine Ehre."
Wommy Wonder: "Wir sind uns jahrelang immer wieder irgendwo über den Weg gelaufen, haben dann zusammengesessen. Deshalb war es für mich gar keine Frage, hier zuzusagen."
Peter Freudenthaler, "Fools Garden": "Meine Verbindung zu David besteht noch aus der Zeit, als ich Amateurmusiker war und er schon mit den 'Dudes' gespielt hat. Er war irgendwie schon immer da. Wir haben uns 1996 kennengelernt und es war ein tolles Gefühl, von ihm sozusagen adoptiert zu werden, eine besondere Wertschätzung. Wenn all die Musiker heute hier umsonst spielen, dann ist das ein großes Gefühl von Solidarität."
Peter Morscheck, "Morscheck und Burgmann": "Das ist ein großartiger Abend. Man hat wirklich gemerkt, dass es allen ein inneres Anliegen war, hier zu spielen. So unterschiedlich die einzelnen Bands waren, es war spürbar, dass sie alle einem Freund zur Seite stehen wollen."